Mittwoch, 13. Juni 2012

Gipfel der Abscheu


Vor kurzem bin ich durch einen Link von PETA auf eine Internetseite eines Schuhherstellers gelangt, der in meinen Augen aus verschiedenen Gründen als eine der perfidesten Geschäftsideen seit langem anzusehen ist.

Interessant an diesem Thema dürfte sein, dass nicht nur aus veganer Perspektive dieses
Geschäftsmodell zu kritisieren ist.

Wenn dieser Blogeintrag der "Gipfel der Abscheu" heißt, so meine ich hier jedoch ganz ausdrücklich meine Abscheu.

Worum geht es: Rayfish Footwear vertreibt Schuhe zu hohen Preisen. Was sind dies für Schuhe?
Es handelt sich um Schuhe aus Rochenleder. Schon seit langem habe ich einen besonderen Faible für Rochen, da sie ähnlich wie Oktopusse anmutige, hochintelligente Tiere sind. Dabei hört das Thema jedoch noch nicht auf. Rayfish Footwear bietet dem Kunden ein "Designtool" an, mit dem die Farben und Muster der gewünschten Schuhe bestimmt werden können. Es sind laut Hersteller viele verschiedene Varianten möglich. Die Farbe der Schuhe wird jedoch nicht durch chemische Prozesse nach dem Häuten der Meeresbewohner erreicht, sondern durch Genmanipulation. So wird dem Käufer auf dieser Seite offeriert, nach gewünschtem Farbmusterwunsch zwei Rochenembryos genetisch zu verändern (Bio-Customization), in kleinen Becken in Thailand aufzuziehen und dann zu Schuhen zu verarbeiten. WTF?

Jetzt sind wir also an dem Punkt erreicht, wo die Latte der Genmanipulationen an Tieren von Kleidungsherstellern höher gelegt wird. Hier kann man nicht mal mehr von wissenschaftlichen Fortschritt sprechen, der irgendwie mit Heilsbotschaften wie "damit lassen sich zukünftige Krankheiten und Leiden lindern" verknüpft wäre. Hier haben wir die pure Geldmacherei durch Bio-Customization vor Augen. So kostet ein Paar Schuhe momentan noch über 14000 Dollar, demnächst läuft die Produktion dann für durchschnittlich 1500 Dollar.

Schöne neue Welt, ich hör dir trapsen. Ich bin wirklich schockiert.

Traurig natürlich, dass viele Leute sich über Lederproduktion kein bisschen aufregen können, selbst wenn sie genauer über die Umstände Bescheid wissen, aber zumindest beim Thema Gentechnik werden hoffentlich noch einige aufschreien, auch wenn es mal wieder zu keinen Konsequenzen kommen wird.

Schaut euch die Webpräsenz mal an...

Link: http://rayfish.com

Montag, 10. Oktober 2011

Neuer veganer "Käse" von Viana auf der Anuga

Auf der größten Messe für "Essen und Getränke" (Food & Beverage) der Welt in Köln stellt Viana einen neuen veganen Käseersatz vor. Habe ausnahmsweise das Video von Vianas Chef Bern Drohsin (Dr. Tofu) hier embedded, weil die Konsistenz so dermaßen gut aussieht, dass ich es kaum abwarten kann, 

a) die ersten Eindrücke von Probeessern zu hören und 
b) wann der erhältlich sein wird und was er kosten wird. 

Wäre irgendwie doof, wenn der gar nicht schmeckt, obwohl er schön wabbelt... ;-) Wenn ihr die Möglichkeit hattet ihn zu probieren, schreibt mir doch bitte einen Kommentar, vielen Dank.


Embedded Video: 
Fragen Sie Dr. Tofu Kochpottcast # 11 Dr. Tofu badet in Käse / Das Käsefrühstück vor der Anuga
 

Links: 

Sonntag, 9. Oktober 2011

Ich habe eine Soyabella gewonnen!

Meine nagelneue Soyabella
Auch Aprikosen haben mal Glück! Ich freue mich gerade total, denn ich habe tatsächlich beim Gewinnspiel von Claudi gewonnen (http://claudigoesvegan.blogspot.com/)! Ihr Gewinnspiel war eine Kooperation mit der Firma Keimling, die die Soyabellas vertreiben. Am 20.09. teilgenommen, glaubte ich nicht wirklich, eine Chance zu haben...aber man weiß ja nie!

Auf Claudis Blog war ich einige Monate zuvor das erste Mal darauf aufmerksam geworden, dass es auch spezielle Soja- bzw. Nussmilchmaschinen gibt, und dass man folglich Soja- und Nussmilch günstig und naturbelassen selbst herstellen kann. Ich lieh mir daraufhin den normalen Billig-Standmixer meiner Eltern, um Mandelmilch auszuprobieren, alle Ergebnisse waren aber aufgrund mangelnder Mixerqualität eher nicht so toll.

Dann kam dieses Gewinnspiel, und am 04.10. erhielt ich eine Email, deren Inhalt ich kaum glauben konnte: Ich hatte tatsächlich gewonnen!

Ab nach Haus' mit dem guten Stück
Zu Hause angekommen, öffnete ich sogleich das Paket, führte eine Grundreinigung aller Teile durch (beim Auspacken fiel mir vor Aufregung fast der Maschinenteil herunter!

Nunja, die eingeweichten Cashewkerne bereitete ich schnell zu einem
Liter Cashewmilch zu, und das Ergebnis sowie der Komfort der Zubereitung und Reinigung machten mich glücklich. Keine Stückchen
und Bröckchen, leicht zu reinigen, weniger als eine Minute Zubereitungszeit.

Später in der Nacht probierte ich mit den mittlerweile lang genug eingeweichten Sojabohnen aus, eine Sojamilch zuzubereiten. Im Gegensatz zu Nussmilch kann man Sojamilch leider nicht roh zubereiten, die Soyabella hat hierfür ein ausgeklügeltes Koch- und Mahlprogramm. Sehr bohnig im Geschmack (habe viele Sojabohnen genommen), heiß und ein kleines bisschen schwieriger zu reinigen, alles in allem auch super toll!

Sojamilch!
Werde demnächst mit Datteln, Nüssen und anderen Zutaten herumprobieren, um die ultimative Milch zu kreieren. Man spart dabei noch Geld, da die Ausgangszutaten günstiger sind als gekaufte vegane Milchalternativen.

Danke Claudi, danke Keimling!

Demnächst folgt noch ein detaillierter Bericht zur Soyabella, zur Bedienung, Rezepten und mehr.

Freitag, 30. September 2011

Göttingen Vegan - Ein erster Eindruck

Um mein dahinscheidendes Semesterticket noch einmal zu nutzen, bin ich gestern mit meiner Freundin nach langer Zeit wieder nach Göttingen gefahren. Im Prinzip vollkommen unvorbereitet haben wir diesen Tag in der Innenstadt genossen. Besonders überrascht waren wir von der Tatsache, dass vegane Angebote recht breit gestreut in vielerlei gastronomischen Betrieben angeboten werden. Ob nun pures Fastfood (Speedy Taco bietet auch explizit vegane Tacos und Burritos an), Sandwiches oder Suppen und vieles mehr, Göttingen kann man als Veganer gut bereisen, da es vielerorts vegane Angebote auf regulären Speisekarten gibt. Munden ließen wir uns das vegane Sandwich bei Shiraz. Shiraz ist eine Crêperie (die Crêpes sind leider nicht vegan!) mit zusätzlichem Sandwichangebot. Wir wurden sehr nett bedient, das Sandwich war extrem lecker (3 Sorten Salat, Olive, Tomate, Gurke, getrocknete Tomate, Avocado, scharfe Sauce und gefüllte Weinblätter auf knusprigem Brot)! Ist weiterzuempfehlen. Wegen der Aktion mit veganem Mensaessen in Göttingen habe ich mich nicht weiter belesen, mit Sicherheit gibt es noch andere, wahrscheinlich viel bessere Angebote speziell für Veganer. Aber auch ohne Vorabinfo sind wir zufrieden und gesättigt wieder in Hannover angekommen!

Speedy Taco in Göttingen: Theaterstraße 4, 37073 Göttingen.
Shiraz in Göttingen: Burgstr. 24, 37073 Göttingen

Samstag, 24. September 2011

Hamburgs Eisbande bald Winterpause / Aktion

Kürzlich mit meiner Freundin wieder in Hamburg im Schanzenviertel gewesen und zur legendären Eisbande marschiert. Die Eisbande macht meiner bescheidenen Meinung nach das weltbeste Eis. Dazu sei gesagt, dass ich in meinem früheren Leben bestimmt ein verkannter Gelato-Meister war, und daher habe ich die alleinige Kompetenz über das Eis! Die Eisbande hat sehr viele vegane Eissorten im Angebot, meine Verehrung begann aber schon in vorveganen Zeiten... Wechselnde Sorten und ein hoher Anteil von wirklich cremigen Eissorten zeichnen sie aus. In Hannover gibts ja meist Sorbets, die auch lecker sind, aber eben nicht wie cremiges Eis. Diesmal gab es für mich ein Apfelstudeleis, "Schniggers", schwarze Johannisbeere und Sesam-Feige. Allesamt sehr lecker!

Leider hatten wir keine Kühlbox dabei, denn die Eisbande verkauft zur Zeit einige große Mengen zum "Über-die-Winterpause-Retten", also Packungen von zum Teil mehr als 10 Kugeln, bis Hannover wäre das aber natürlich weggeschmolzen. Wer also Zeit hat: Bis Ende des Monats noch schnell zur Eisbande!

Am 01.04.2012 geht es dann wieder los, und ich freue mich schon total, denn die Eisbande ist den Besuch immer wieder wert (auch wenn ich für diese Werbung keine Tantiemen oder Ähnliches bekomme).

Kontakt:
Bartelsstraße 1
20357 Hamburg
Telefon: 040 - 350716530

Dienstag, 6. September 2011

Süßlupinen à la carte?

Vor einiger Zeit habe ich die Produkteinführung von neuen veganen Eissorten mitbekommen, die auf Lupinen basieren. Auf der Homepage der Eismarke Lupinesse, die momentan in einigen Edeka-Märkten in Süddeutschland und Berlin angeboten werden, zeigte sich, wer hinter diesen neuen Produkten steht - denn ich war schon sehr neugierig, da ich vorher noch nicht von der Möglichkeit gehört hatte, Lupineneiweiß so weiterzuverarbeiten.

Hinter Lupinesse steht die ProLupin GmbH, ein Unternehmen, dass vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising gegründet wurde. Ich zitiere: "Das Geschäftsfeld des Unternehmens konzentriert sich auf die Herstellung und die Vermarktung von rein pflanzlichen, laktosefreien Milchersatzprodukten aus Blauen Süßlupinen (Lupinus angustifolius)" und weiter: "Das weltweit führende Know-how zur Fraktionierung von Lupinen und deren Anwendung in Lebensmitteln verleiht uns eine starke Position im pflanzlichen Proteinmarkt, die durch die Lizenznahme mehrerer Fraunhofer-Patente abgesichert wird."

Das Unternehmen sieht auch die Möglichkeit, neben Speiseeis auch Lupinenmilch, Puddings, Quark und Joghurt auf Basis von Lupinen herzustellen.

Von ihnen wird man also definitiv in Zukunft noch etwas hören, sollte das Lupinesse-Eis sich gut verkaufen. Die Patente werden dafür sorgen, dass sie zumindest bei Produkten auf Basis von Lupinen konkurrenzlos sein könnten.

Heute habe ich dann einen interessantes Video in der ARD Mediathek gefunden, das einen kleinen Einblick in die Extraktions- bzw. Herstellungsprozesse gibt, sehr sehenswert, Link folgt unten.

Links:
Video: ARD Mediathek - Lupine statt Rind
ProLupin GmbH
Lupinesse

Freitag, 15. Juli 2011

Warum muss es immer wie Fleisch aussehen?

Letzter Zeit habe ich mal wieder auf Youtube rumgestöbert, und hab mich deswegen entschieden, meine Eindrücke hier zu kommentieren.

Das Thema, dass ich ansprechen möchte, begleitet mich schon viele Jahre, obwohl ich erst seit etwa Mitte 2010 vegan lebe. In den vielen Jahren meines Vegetarier-Daseins hat mich diese Frage immer mal wieder beschäftigt, mich irritiert und verwundert: Warum müssen Fleischersatz-Produkte immer wie Fleisch aussehen?

Der werte Dr. Tofu, der ja einer der Gründer von Viana ist, hat das auf interessante Weise in seinen Vlogs kommentiert (unter anderem auch in einem Kochvideo mit Attila Hildmann). Viele Nichtveganer meinen eine Art Inkonsequenz zu spüren, wenn sie mitbekommen, dass Veganer Fleischersatzprodukte konsumieren.

Meiner Meinung nach ist der Konsum von Fleischersatzprodukten an sich überflüssig. Ich brauche sie nicht zwingend zum Überleben. Dies macht den Konsum solcher Produkte jedoch nicht verwerflich oder inkonsequent. Scheinbar glauben viele Menschen, Veganer könnten eben doch nicht auf Fleisch, Milch, Eier etc. verzichten, und sei es nur wegen des Geschmacks. Wir erinnern uns: Das Argument des Geschmacks ist immernoch eins der Hauptargumente, mit denen passionierte Fleischesser ihren Konsum verteidigen, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen durch das spießige, weltfremde Gutmenschtum von Veganern.

Und in der Tat, ich konsumiere einige Fleischersatzprodukte auch deshalb weil sie mir schmecken, und nicht nur aufgrund wichtiger Aminosäuren oder der Eiweißversorgung usw.pp. Das SYMBOLISCHE Monopol, stark proteinhaltige Produkte mit fester Konsistenz zu marinieren und mit Paprika, Knoblauch und Rosmarin zu würzen, zu grillen und auf Brötchen mit Tomaten, Gurken und Ketchup zu legen, dies liegt offenbar weiterhin nicht bei Essern rein pflanzlicher Lebensmittel. Und wehe, das vegane Würstchen schmeckt dann doch nicht nach "nichts", sondern ein bisschen wie Wiener. Wie inkonsequent und heuchlerisch! Wie pseudo!

Umso irritierter sind viele Vegetarier und Fleischesser dann, wenn diese Produkte ähnliche oder gleiche Namen wie Fleisch bekommen, wie Würstchen, Steak, Schnitzel oder Gulasch (dies trifft lediglich nicht auf Bratling zu, ein Begriff, der uns gelassen wurde). Auch diese Bezeichnungen sind für mich weder zwingend notwendig noch machen sie mich heiß und wuschig. Ob meine Pommes nun French Fries oder Freedom Fries heißen, Auswirkungen auf mein Konsumverhalten oder gar ethische Fragen hat dies ja ebenfalls nicht! Meinetwegen können Sojaschnetzel in Zukunft auch Gehirnwurst oder Ochsenschwanz heißen, ich würd die Assoziation zwar nicht begrüßen, hätte aber auch kein ethisches Problem damit. Besser der Name ist gleich, als der Inhalt ;-) !

Womit wir bei dem zweiten Grund wären: Convenience. Nicht umsonst investieren Großonzerne wie Knorr, Nestlé et al. Millonen und Milliarden in den Markt der Convenience-Produkte. Convenience-Produkte bedeuten für den Verbraucher einen möglichst geringen Aufwand für die Zubereitung, sind möglichst schnell verzehrbar und meistens stark verarbeitete Lebensmittel.

Mal Tofu und Tempeh ausgenommen sind die meisten Fleischersatzprodukte, die ich kenne, Convenience-Produkte, die schnell in der Zubereitung sind und lecker schmecken und dabei oft an ihr Vorbild erinnern sollen..... oder sogar ein bisschen besser schmecken (da hat Dr. Tofu nun auch wieder Recht, die Real Jumbos sind m.E. immernoch wesentlich leckerer als echte Würstchen, auch wenn sie kaum wie Würstchen schmecken)!

Und aus Convenience-Gründen heißen diese Produkte auch so, dass selbst frische Veganer eine Vorstellung bekommen, in welche Geschmacksrichtung sich das Produkt bewegt. Ich würde kreativere Namen aber ebenso zu schätzen wissen. Gleiche Problematik gilt natürlich auch für Käsealternativen.

Ein weiterer Aspekt: Dr.Tofu führte an mehreren Stellen aus, dass für ihn die Frage des Aussehens eine Frage des "Mediums" oder der "Funktion" ist. Er sagt, so wie eine CD nunmal immer wie eine CD aussieht, egal welche Musik darauf gebannt wurde, so ist ein Würstchen eher die Form, aber eben NICHT der Inhalt.

Wenn zu Ostern ein Osterlamm gebacken wird, d.h. ein Kuchen in Tierform, hat dies über Jahrhunderte hinweg auch niemanden geschert. Problematisch wird die Form erst dann, wenn jemand daherkommt, etwas ablehnt und dann in pflanzlich in selber Form herstellt. Dr. Tofu betont außerdem zu Recht: Bei Sojamilch beschwert sich auch niemand, dass sie weiß ist und flüssig (obwohl immer wieder betont wird, dass sowas ja nicht schmeckt).

Was sagt uns das nun?
1. Fleischersatzprodukte werden oft als Zeichen von Inkonsequenz gedeutet. Der Veganer, der diese konsumiert, erscheint so, als könne er insgeheim doch nicht auf all die tollen Dinge verzichten, die die anderen essen, obwohl er ja per se nie etwas gegen den Geschmack gesagt hat. Veganern gehts um das Wesen der Dinge, nämlich dass er nicht lecker an Tierleichenteilen schmausen will. Das zu thematisieren erachte ich als wichtig im Austausch mit Nichtveganern, um dieses Missverständnis ein wenig aus der Welt zu schaffen. Immer wieder geht es letztlich darum, mit dem Missverständis aufzuräumen, Veganer seien inkonsequent.

2. Fleischersatzprodukte sind oftmals Convenience-Produkte, die eben schnell zuzubereiten sind und schnell als das einzuordnen sind, was jahrhundertelang (auch vor der Massenproduktion) in tierischer Form zubereitet wurde. Aber auch Veganer sterben nicht ohne den Konsum dieser Lebensmittel, aber sie nutzen alle ethisch für sie vertretbaren Mittel, sich zu laben, zu genießen, und sich danach die Finger zu lecken. Dies tun sie im Übrigen aber auch an puren, wenig verarbeiteten Lebensmitteln, und vielleicht sogar viel bewusster als von außen unterstellt!

Oft sollen die Fleischersatzprodukte diese nicht direkt ersetzen, sondern die schon enorme Vielfalt veganer Lebensmittel bereichern, z.B. wie bei Tempeh, der ja meiner Meinung nach auch nicht direkt etwas mit Fleischimitat zu tun hat. Aus Convenience-Gründen heißen diese dann eben "anrüchig", sie sind es aber eben einfach mal nicht!

3. Fleischersatzprodukte werden oftmals in Formen produziert, die sich als praktisch erwiesen haben. Einen Hammel isst man als Hammelverspeiser in kleinen Brocken, ebenso macht das mit Tofu Sinn, oder mit Würstchen (ähm, ich meine, Pflanzenschlangen hrhr). Auch dies hat keine ethischen Konsequenzen. Problematischer fände ich Fleischersatzprodukte beispielsweise in Hakenkreuzform oder mit sexistischer Symbolik. Hiermit möchte ich schonmal neugierig machen auf meinen nächsten Eintrag, indem ich die Frage nach Fleisch und Männlichkeit stellen möchte.

Links:
Dr. Tofu Kochpottcast Teil 1 - Wer hat Angst vor vegetarischen Produkten?
Dr. Tofu Kochpottcast Teil 2 - The Making of Soy Cappucino
Dr. Tofu Kochpottcast Teil 3 - Forsaumfrage-Ergebnisse
Dr. Tofu Kochpottcast Teil 4 - Vegetarierstempelei und vegane Sandkastendiktatoren
Dr. Tofu kocht mit Attila Hildmann

Dienstag, 28. Juni 2011

Ethischer Konsum & Ethischer Nichtkonsum

In letzter Zeit habe ich länger über ein Thema nachgedacht, dass ich persönlich für sehr wichtig erachte.

Allgemein möchte ich dieses Thema mit den Begriffen des "Ethischen Konsums" und des "Ethischen Nichtkonsums" fassen. Was meine ich damit?

In dem, was ich in Diskussionen mitbekomme, herrscht bei vielen ein Bewusstsein darüber, dass der Konsum von Produkten eine wichtige Stellschraube ist, die die industriellen Produktionsbedingungen und die Produkte selbst betrifft.

Das heißt also, dass ethisch motivierte Veganer deshalb keine Tierprodukte kaufen, um die Nachfrage nach eben diesen Produkten zu senken, d.h. sie wollen nicht verantwortlich sein wollen dafür, dass weiterhin Tiere "vernutzt" werden um diese auf einem Markt anzubieten. Die logische Schlussfolgerung: Würde niemand mehr Tierprodukte kaufen, könnte man damit kein Geld mehr machen, und folglich müssten sich diese Produzenten ein anderes Betätigungsfeld suchen. Dies ist der "Ethische Nichtkonsum": Dadurch, dass ich etwas oder jemanden nicht konsumiere, bewege ich etwas.

Gleichsam kann ich Hersteller veganer Produkte durch den Konsum ihrer Produkte unterstützen. Da heutzutage viel Geld in Zielgruppenforschung investiert wird, kann man sicher sein, dass Hersteller sich den sogenannten Marktbedürfnissen versuchen anzupassen. Dies ist der "Ethische Konsum": Ich konsumiere, was ethisch vertretbar ist, und bewege damit etwas.

Das klingt ja erstmal nach einer feinen Sache: Politisch sein durch Lebensstil. Dennoch möchte ich auf einige Probleme aufmerksam machen.

1. Kann es ethische industriell hergestellte Produkte überhaupt geben? Wer sich die Dokumentation "Unser täglich Brot" angesehen hat, wird diese Frage als berechtigt ansehen, legitimiert der extrem hohe Gebrauch von Pestiziden in der Landwirtschaft und das Anlegen von Monokulturen schon allein einen "Ethischen Nichtkonsum" industriell hergestellter Lebensmittel. Wie wollen wir ohne industrielle Massenproduktion (oder mit ihr?) mit all ihren Schattenseiten die Welt ernähren?

2. Wo ist die Grenze zu ziehen? Im Grunde muss sich jeder Hersteller die Frage gefallen lassen, wie "sozial" produziert wird und was produziert wird. Werden die Mitarbeiter fair behandelt und bezahlt, werden gewerkschaftliche Bestrebungen nicht untergraben, wird Boden, Luft, Wasser und Tiere möglichst schonend behandelt? Wird auf Gentechnik verzichtet? Beziehen die Hersteller ihren Strom aus ökologischer Quelle? Die Zertifikate, die über diese Fragen Aufschluss geben sollen, sind jedoch oft nicht als vertrauenswürdig anzusehen. Als Beispiel führe ich hier die Dokumentation "Der Pakt mit dem Panda" an.

3. Auswirkungen des "Ethischen Konsums" oder "Ethischen Nichtkonsums" sind nicht immer vorherzusehen oder zwangsläufig. Führt der "Ethische Nichtkonsum" von Milchprodukten wirklich dazu, dass weniger Milch produziert wird, oder bedeutet er letztlich, dass mehr subventionierte Milchprodukte nach Afrika exportiert werden und der dortigen (auch noch kleinbäuerlichen) Produktion schaden, während europäische Konzerne weiterhin profitieren?

Offenes: Ich denke, dass das Konsumverhalten schon eine wichtige "Stellschraube" ist, dass Konsum an Fragen der Ethik angebunden sein sollte, dass nicht jeder ausschließlich auf seine Wahlfreiheit pochen sollte. Dies steht für mich außer Frage.

Außer Frage steht für mich jedoch auch, dass Veganismus nicht ein isoliertes Thema darstellt. Will ich gegen die Dinge, die mir einen Schauer über den Rücken jagen, wirklich etwas bewegen, so muss ich mich fragen, ob ich überhaupt mehrere Anliegen gleichzeitig verfolgen kann, oder ob bestimmte Formen des Engagements widersprüchlich sind. Dies gilt auch für den Konsum. Ethischer Konsum bzw. Nichtkonsum erfordert daher zwingend die konstante Reflexion darüber, was mögliche unbedachte Folgen des eigenen Handelns sind. Oder?

Links:
Der Pakt mit dem Panda
Unser täglich Brot

Dienstag, 3. Mai 2011

Vegan Spring 2011

Am 23. April fand der Vegan Spring 2011 auf dem Steintorplatz in Hannover bei bestem Wetter statt. Viele Leute waren gekommen, um mit Gleichgesinnten ein Zeichen zu setzen, zu schlemmen und sich zu informieren. Auch Björn Moschinski, angesehener veganer Koch aus Berlin, war gekommen, um für das Publikum zu kochen.


Neben Björn Moschinski war auch Christian Vagedes von der Veganen Gesellschaft anwesend, es gab einen Stand des Vegetarierbundes sowie diverser Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, zahlreiche Redner sowie ein wenig Musik. Der Muffin-Mann war ebenso vor Ort wie der Royal Wheaty Döner, vegane Kuchen und Torten, Baguettes, Gulasch, Asiatisches, kurzum, man wusste gar nicht, was man zuerst probieren sollte.

Auch Christian Leibeguth, der seit Anfang des Jahres einen boomenden, großartigen Shop namens Nature's Food in Linden betreibt und die Jungs vom Nirvana Vegan gaben ihr Bestes mit Veganer Paella, Gulasch sowie vielen tollen Angeboten zum Mit-Nach-Hause-Nehmen.

Beim Stand von Rezeptefuchs gab es unter anderem eine großartige Mandarinen-Joghurttorte und Nougattorte, auf dessen Genuss ihr reinen Herzens neidisch sein könnt (solltet ihr keine abbekommen haben).

Auch T-Shirts, Taschen, Buttons, konnten erworben werden, es gab gleich zwei Möglichkeiten, an einer Tombola teilzunehmen und in der Mitte des Steintorplatzes tummelten sich dann folglich die Menschen und zelebrierten dieses Fest.

Verbesserungsvorschläge für nächstes Jahr:
1. Bei solch gutem Wetter bietet es sich an, über Sonnenschirme nachzudenken, denn die Hitze war doch sehr drückend.
2. Es sollte weiterhin darüber nachgedacht werden, wie man noch besser Menschen, die zufällig vorbeikommen, einbindet und nicht verschreckt.

Mein Fazit: Die tolle Stimmung, die mindestens zur Hälfte dem Publikum zu verdanken war, aber andererseits auch den Ständen und den Veranstaltern, hat dieses Jahr etwas Wunderbares auf dem Steintorplatz weiter wachsen lassen.


Ich habe für euch ein paar Videos von Björn Moschinskis Showkochen ins Netz gestellt, damit diejenigen unter euch, die nicht anwesend sein konnten, einen Eindruck bekommen. Die Rezepte wird es auch exklusiv in der kommenden Ausgabe der Kochen ohne Knochen geben.

Dabei konnte ich das Rezept für den veganen Eiersalat fast ganz festhalten, die Gurkenkaltschale kann man vom Prinzip ableiten, ist jedoch leider nicht ganz vollständig. Alle drei Teile findet ihr hier:
http://www.youtube.com/user/Aprikosenvideos


Björn Moschinski im Netz:
http://veganheadchef.com/

Offizielle Seite des Vegan Spring:
http://www.vegan-spring.de/